Mittwoch, 19. April 2006
Alte Kämpfer
Während in den letzten Tagen wieder einmal die Falken in Washington ihre Flügel drohend gen Teheran streckten, fand ich in den Hügeln Pennsylvanias die Hoffnung. Gleich an zwei Orten traf ich auf demonstrierende Oldies, Veteranen des Zweiten Weltkriegs, teils ordensgeschmückt, teils kriegsversehrt, die stumm mahnend Tafeln an verkehrsreichen Kreuzungen hochhielten: "2,000 plus American deaths"; "Billions of taxpayer money squandered", "Fighting a lie" und so weiter.

Es wärmt das Herz und beschämt einen, diese alten und lebensgebeugten Menschen in ihrem sturen Protest zu sehen. Es beschämt, denn eigentlich sollten es die Jungen sein, die da stehen und die Schilder hoch halten. Doch wir bloggen...

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Dienstag, 4. April 2006
Am Fußschemel der Macht
Obs Zufall, Glück, oder Unglück war will ich nicht entscheiden, aber gelandet bin ich jedenfalls hier, in den Wäldern Pennsylvania's, an einem Fluss mit dem poetischen Namen Susquehanna, an dessen Ufern ein kleines, elitäres Privatcollege liegt, zu dessen Fakultät ich mich nun zählen darf. Und da ich nun mal hier bin, will ich auch davon erzählen. Einmal pro Woche, so ist's geplant, möchte ich über diesen Ort, seine Menschen, und die angrenzenden Regionen schreiben.

Der anmaßend klingende Titel dieses ersten Beitrages spielt sowohl auf die geographische Lage als auch das Selbst-(Wunsch)bild der Bewohner an. L. liegt etwa dreieinhalb Autostunden von Philadelphia, Washington, D.C., und New York City entfernt. Ziemlich weit für mitteleuropäische Verhältnisse, ein Katzensprung im automobilen Amerika. Diese geographische Nähe zum politischen Machtzentrum Washington lässt in gar nicht so wenigen Einwohnern das Selbstbewusstsein wachsen. Man sei ja, so werben sie alle vom College-Präsidenten bis zum Immobilienmakler, quasi am Eingang des Weißen Hauses. Und tatsächlich scheint vor allem die Managementebene des Colleges einen sehr guten Draht zur derzeitigen republikanischen Regierung unter "Dabbelja" zu haben.

Was das mit meinem Blog zu tun hat? Nun, ich glaube, dass dieses Selbstimage der ländlichen Kleinstadt und seiner Bewohner L. zu einem ethnographisch interessanten Ort macht, in dem sich in den nächsten Monaten die seismischen Schwingungen politischer, sozialer, und wirtschaftlicher Umbrüche messen lassen werden.

Zu hoch gegriffen? Vielleicht, aber das wird man ja in den nächsten Einträgen er-lesen können. Wer neugierig geworden ist, soll öfter mal reinschreiben. Kommentare sind herzlich willkommen. Kritik, sofern konstruktiv, auch. Wen's nur nervt--einfach weiterklicken.

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